Stefan Fredrich studierte an der Schauspielschule „Fritz Kirchhoff“ in Berlin, spielte danach Theater am Kurfürstendamm und in Hamburg und fand in der 80er Jahren zum Synchron.
Stefan Fredrich ist nicht nur die Feststimme von Komiker Jim Carrey, sondern spricht auch regelmäßig Schauspieler John Turturro oder Vince Vaughn. Aus dem Zeichentrick kennt man ihn als Stimme der Kultfigur Duckman und Star Wars-Fans erinnern sich an die Nervensäge Jar Jar Binks aus Episode 1-3. Als Synchronregisseur zeichnet sich Stefan Fredrich für alle Filme von Comicverlag DC verantwortlich, er saß also u. a. für „Batman v. Superman“ (2016), „Wonder Woman“ (2017) oder „Justice League“ (2017) im Synchronregiestuhl.
Hier unser exklusives Interview mit Stefan Fredrich:
„Du musst unbedingt kommen, den kannst nur du machen!“ – der Synchronregisseur Michael Richter am Telefon zu Sprecher Stefan Fredrich, kurz vor der Synchronisation von „Ace Ventura – ein tierischer Detektiv“ (1993)
Der Mann mit den 1000 Gesichtern: Jim Carrey war das Comedy-Phänomen der 90er Jahre. Ob als Tierdetektiv Ace Ventura, als sympathischer Blödelkopp in „Dumm und Dümmer“, als grüne Nervensäge in „Die Maske“ oder als miesepetriger Weihnachtsdieb in „Der Grinch“ (2000). Aber auch in ernsteren Rollen konnte er überzeugen, ob als unfreiwilliger Reality-Show-Star in „Die Truman Show“ (1998), depressiver Liebeskranker in „Vergiss mein nicht“ (2004) oder im Biopic über den Ausnahme-Komiker Andy Kaufmann in „Der Mondmann“ (1999). 2 Golden Globes gewann er für „Der Mondmann“ und die „Truman Show“.
Jeder hat sicherlich seinen Lieblings-Carrey-Film und ich selbst schalte niemals um, wenn ich im Fernsehen über einen „Carrey“ stolpere. Das liegt nicht nur am Ausnahmekomiker selbst, sondern in großem Maße an seinem Synchronsprecher Stefan Fredrich. Wie er die Quirligkeit und Spontanität von Carrey Stimme ins Deutsche überträgt, ist eine außergewöhnliche Leistung. Carrey zieht und quetscht, dehnt und dreht die Sprache durch seinen persönlichen Fleischwolf. Sein Stil ist so individuell, dass viele andere und weniger gut ausgebildete Sprecher heillos überfordert wären.
Eine Sternstunde der jüngeren Filmgeschichte: Jim Carrey entsteigt dem Arschloch eines Nashorns in der Eingangsszene von „Ace Ventura – Jetzt wird’s wild!“ (1995). Stefan Fredrich fängt die Stimmung gekonnt ein:
Es gibt eine Anekdote über die Synchronisation des Carrey-Films „Cable Guy – Die Nervensäge“ (1996): Der amerikanische Produzent des Films hatte die Aufgabe, die deutsche Synchronisation zu überwachen, um sicherzugehen, dass ein Großteil des Films „gerettet“ werden könne. Die amerikanische Produktionsfirma vermutete, dass aufgrund von Carreys Einzigartigkeit eine deutsche Synchro dem Film nicht gerecht werden könnte. Diese Furcht vor dem Scheitern des Films war unbegründet: Stefan Fredrich überzeugte den Produzenten so sehr, dass er mit einer Rohkopie der Aufnahmen zurück nach Amerika flog, sie Jim Carrey höchstpersönlich vorspielte und dieser gesagt haben soll: „Dieser Mann soll ab jetzt alle meine Filme synchronisieren!“. Ein größeres Kompliment kann man als Synchronsprecher nicht bekommen.
Hier der Original-Trailer von Cable Guy – Die Nervensäge
Und hier der deutsche Trailer zu Cable Guy. Stefan Fredrich macht einen verdammt guten Job!
Jim Carrey Heute – Das Ende einer Karriere? Nein!
Jim Carrey war einige Jahre nicht mehr so oft im Rampenlicht und noch weniger auf der Leinwand zu sehen. Nach dem Suizid seiner Exfreundin, einer Visagistin, zog er sich weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Im August 2017 veröffentlichte er einen kurzen Dokumentarfilm über seine neue Leidenschaft: das Malen. Sicherlich nicht ganz ohne Talent hat er hunderte Bilder geschaffen, wovon allerdings nur wenige wirklich künstlerischen Kriterien genügen – sagen die Kunstkritiker. In den spärlichen Interviews, die er seit seiner letzten großen Hauptrolle in „Dumm und Dümmehr“ (2014) – die Fortsetzung des 1994 erscheinen Dumm und Dümmer“ – gegeben hat, äußert er sich zunehmend in pseudophilosophischen Rätseln. Er lehnte ein eigenes Selbstbild ab und versucht – ohne ersichtliche komödiantische Absicht – die künstliche Interviewsituation zu hinterfragen. Alles nur ein Hoax? Schließlich erschien zuletzt der dokumentarische Film „Me and Andy“ (2017) über die Dreharbeiten zu „Der Mondmann“ (1999), einem Bio-Pic über den Komiker Andy Kaufman. Kaufman war bekannt dafür, sein Publikum herauszufordern und es sich fragen zu lassen: meint er das ernst? Soll das witzig sein? Was ist Schein und was ist Sein? Doch all diese Fragen haben sich mittlerweile erübrigt, denn "Carey ist back". Und er hat sich anscheinend gefunden. Denn 2020 tauchte er als bärtiger Oberschurke Dr. Ivo Robotnik in der ersten "Sonic the Hedgehog"-Verfilmung auf und zeigte, dass er immer noch begeistern kann. Vor allem nimmt er sich selbst anscheinend nicht mehr zu ernst und das mit anzusehen, macht wirklich Spaß.
Hier sehen wir Carrey bei Minute 0:52 als fieser Dr. Robotnik im Trailer zu "SONIC: The Hedgehog 2" und wir hören natürlich Stefan Fredrich:
John Turturro hatte seinen großen Durchbruch 1991 im Film „Barton Fink“ von den Coen-Brüdern. Der Film räumte bei seiner Premiere auf dem Cannes Filmfestival alle bedeutenden Preise ab: Goldene Palme als bester Film, beste Regie und bester Hauptdarsteller für John Turturro. Der Film war nicht nur der Durchbruch für John Turturro, sondern bedeutete auch den Aufstieg der Coen-Brüder in die erste Regie der Hollywood-Regisseure. Turturro ist bei weitem nicht so ein exaltierter Schauspieler wie Jim Carrey. Deshalb ist auch Stefan Fredrichs Ansatz bei der Synchronisation ein anderer: reduzierter, etwas zurückgenommener, tiefer im Timbre und deutlich ruhiger, überlegter. Turturro hat später auch in Blockbustern wie der Transformers-Reihe von Michael Bay mitgespielt, aber in seinen besten Filmen spielt er meist die leiseren, oft mit viel Ironie versetzten Rollen. Wie als unfreiwilliger Prostituierter in „Plötzlich Gigolo“ (2013) an der Seite von Woody Allen. Turturro führte auch selbst Regie.
Stefan Fredrich als Prostituierter im Film „Plötzlich Gigolo“ – Sein Pimp ist übrigens Woody Allen, gesprochen von Wolfgang Draeger:
Ja, er ist tollpatschig und ging vielen eingesessenen Star Wars Fans gehörig auf die Nerven: Jar Jar Binks. Der Gungan und Ureinwohner des Planeten Naboo war als sogenannte „Comic-Relief“-Figur angelehnt, er sollte die Ernsthaftigkeit der Handlung durch tollpatschiges Verhalten und witzige Sprüche aufheitern, ähnlich wie der goldene Roboter C3-PO in den Original Star Wars-Filmen. Im Laufe der Jahre hat sich unter Erwachsenen Star-Wars-Fans so etwas wie ein Hass-Kult entwickelt. Das Internet ist voll von Mordfantasien über Jar Jar Binks. Viele Fans würden ihn am liebsten aus den Filmen tilgen. Es existieren sogar inoffizielle Schnittfassungen, in denen er komplett aus der Handlung entfernt wurde. Die Kinder aber liebten ihn. Ich kann mich erinnern damals für Episode 1 im Kino gesessen zu haben: mir gefiel der Film gut. Ich war selbst noch Kind, die Hauptfigur (Anakin Skywalker) war ein Kind, die CGI-Animationen sahen super aus und die Jar Jar Binks brachte mich zum Lachen.
Stefan Fredrich orientierte sich am Original: der US-Amerikaner Ahmed Best lieh Jar Jar Binks nicht nur seine Stimme, sondern auch seine Bewegungen dank der Motion-Capture-Technologie. Mit der Grammatik hatte Jar Jar so seine Probleme, er erinnert dabei stark an Meister Yoda, der auch gern Subjekt und Objekt eines Satzes vertauscht und teils gänzlich auf Verb-Konjugationen verzichtet. Der deutsche Dialogbuchautor Tobias Meister setzte es für die deutsche Synchro ähnlich um: „Mich'se haben gut gemacht!“.
Stefan Fredrich zeigt sich bei der Synchro von Jar Jar Binks ebenfalls sehr wandlungsfähig: er rutscht von der Tonlage höher, überschlägt sich auch gern mal mit der Stimme, um den für Jar Jar typischen Sound zu erreichen:
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